Camel Active: Outdoor-Looks mit sportlichem Twist
Camel Active: Outdoor-Looks mit sportlichem Twist 09.09.2024 Outdoor-Fans aufgepasst: Camel Active bringt frischen Wind in den Herbst und Winter! Als Exklusiv-Partner unserer Fashion Show zeigt
In nahezu jeder Straße der Kleinstadt Esens existierte noch Anfang des 20. Jahrhunderts ein Manufakturwarengeschäft, in dem geschneiderte Kleidungsstücke erhältlich waren. Vor allem waren jedoch Stoffe gefragt, aus denen sich die Frauen aus der Stadt und vom Land selbst Kleider sowie Hemden und Hosen für den Mann herstellten. In der Herdestraße war Arthur Willms (1894–1945) nicht nur für die Bewohner des südwestlichen Stadtbezirks der Spezialist, wenn es um diesen Gewerbezweig ging.
Arthur Willms entstammte einer alteingesessenen Dornumer Kaufmannsfamilie. Für die Firma bereiste „Atti Plünnenrieter“, wie er auch gerufen wurde, mit dem Fahrrad die Dörfer und das Umland. In Koffern bot er Fimmens Ware an.
Außerdem freundete sich Arthur Willms mit Antoinette Friederike Wilhelmine (1901–1961) an. Nachdem der junge Mann aus seinem Einsatz im Ersten Weltkrieg zurückgekehrt war, beschloss das Paar, die Zukunft gemeinsam zu planen. Die beiden zogen 1922 nach Esens, um sich eine eigene berufliche Existenz aufzubauen.
Der 28 Jahre alte Arthur Willms eröffnete am 11. September 1922 unter der Bezeichnung „Gebrüder Willms“ ein kleines Manufakturwarengeschäft, in dem eingekaufte und selbst gefertigte Kleidungsstücke in zeitgemäßem Stil angeboten wurden. An der Hausfront zur Straße montierten sie das Schild „Arthur Willms, Manufakturwaren“.
Ihr Mann fuhr derweil anfangs noch mit dem hochbepackten Fahrrad über Land, um seine Handelswaren in Form von Kleidungsstücken für Damen, Herren und Kinder sowie Stoffmustern in Koffern direkt an der Haustür anzupreisen. So wurde auch hier der Kosename „Atti Plünn“ für den rührigen Textilkaufmann in der Bevölkerung zum Begriff – das Ehepaar legte den Grundstein für eine außergewöhnlich erfolgreiche Firmenentwicklung. Arthur und Frieda Willms gründeten bald eine Familie, man wohnte bescheiden im hinteren Teil des Hauses und im Obergeschoss.
Die Ware für den Wiederverkauf bestellte das Ehepaar in den 1930er-Jahren bei einem Großhändler. Hierfür waren sie in eine Einkaufsvereinigung eingetreten und zwar in die Hanseatische Textil-Einkaufszentrale, eine Genossenschaft mit Sitz in Bremen.
Arthur Willms schloss sich nicht der NSDAP oder einer anderen Organisation an, stellte sich vielmehr gegen die Nazis. Die Partei setzte dann jedoch alles daran, um den Kaufmann zu enteignen.
Am 15. März 1943 jedoch legte die NS-Regierung – konkret der Reichswirtschaftsminister – die Esenser Handelsfirma still. Dagegen erhob namens der Familie Otto Paehr, Inhaber einer renommierten Färberei, Waschanstalt, Einspruch. „Im Interesse der restlosen Erfassung der deutschen Schurwolle für die Wehrmacht, kann auf diese Wollsammelstelle nicht verzichtet werden“, schrieb er. So konnte das Geschäft auch in den folgenden Kriegsjahren weitergeführt werden.
Eine Zäsur in der Geschichte der jungen Firma war der frühe Tod des Firmengründers Arthur Willms; er starb im April 1945 kurz vor dem 51. Geburtstag. Witwe Frieda entschied sich trotz der schwierigeren Nachkriegszeit, das Geschäft alleine weiterzuführen.
Als Sohn Eduard Willms aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt war, überlegte er, ob er in seinen erlernten Beruf als Kfz-Mechaniker weiterarbeiten oder den elterlichen Handelsbetrieb weiterführen sollte. Offenbar erkannte der 23-Jährige das große Potenzial in dieser Branche in Esens und entschied sich, das aufgebaute Textilgeschäft fortzuführen.
Im Jahr 1948 stieg Eduard Willms dann offiziell in die Firma ein und übernahm den Altbau in der Herdestraße, in dem an einem Tresen vor allem Meterware an Stoff auf Ballen verkauft wurde. Doch er orderte zunehmend fertige Kleidungsstücke, die er seiner Kundschaft auch im Schaufenster offerierte. Die geschäftlichen Tätigkeiten nahmen durch den hohen Bedarf in der Nachkriegszeit einen großen Aufschwung, die Nachfrage nach neuer Bekleidung, aber auch Bett- und Tischwäsche wuchs kontinuierlich an.
Firmeninhaber Eduard Willms verlobte sich am 1. Oktober 1949 mit Helga Cassens (1926–2010), die mit seiner Schwester Mariechen eng befreundet war. Am 22. November 1952 heiratete das Paar. Fortan übernahm Helga Willms gemeinsam mit Ehemann und Schwiegermutter die Betriebsleitung des Textilhauses.
Eduard Willms investierte in Inserate in der Tageszeitung Anzeiger für Harlingerland, wies damit auf seine Angebote hin und machte seinen Namen bekannter.
Die neue Hausfassade mit den 4 großen Schaufenstern ermöglichte es der Familie Willms, einen Teil der angebotenen Bekleidungsstücke hinter Glas wirkungsvoll zu präsentieren – und auch für Wochenendspaziergänger zugänglich zu machen.
Es entwickelte sich in der noch überschaubar großen Belegschaft ein familiäres Verhältnis; das gute Klima wirkte sich auch geschäftlich positiv aus.
Die Familie schmiedete große Pläne: Auf dem 1475 Quadratmeter großen Baugrundstück wurden ab März 1972 3000 Kubikmeter Erdboden bewegt und ein Untergeschoss angelegt. In dem dreigeschossigen Rohbau mit einer Grundfläche von 20 mal 30 Metern feierten Handwerker und Belegschaft am 19. Juli Richtfest. „Geschäft in Großstadtformat in Esens“, titelte der Anzeiger für Harlingerland bei der Eröffnung 15. November 1972 und zitierte damit Bürgermeister Werner Schmidt.
Das Textilhaus beinhaltete im Untergeschoss die Betten- und Gardinenabteilung, das Erdgeschoss war der Damenwäsche und der Kindermode sowie Heimtextilien vorbehalten. Währenddessen fanden die Herren und die Damen im Obergeschoss schicke Oberbekleidung.
Das Familienunternehmen wurde fortan nach drei Hauptfaktoren geführt, die der Firma nun eine starke Frequenz und offensichtlich großen Erfolg brachten:
Chefin Helga Willms ging mit Geschick und Einfühlungsvermögen mit gutem Vorbild voran und prägte eine geradezu familiäre Atmosphäre im Umgang mit den Kunden und Mitarbeitern. Das Textilhaus beschäftigte in dieser Zeit 32 Angestellte.
Volker Willms, der am 15. Mai 1978 in dritter Generation in die Firmenleitung einstieg, passte das Unternehmen und dessen Modeeinkauf in der Folgezeit immer wieder den Erfordernissen der Zeit an. So wurden im Laufe der Jahre immer wieder alle Abteilungen umstrukturiert und neu gestaltet, so dass der Kunde stets aufs Neue in allen Etagen ein ansprechendes Bild der aktuellen Mode vorfand.
Im Jahr 1978 trat Volker Willms, der den Kosenamen „Atti Plünn“ von seinem Großvater „geerbt“ hatte, auch der Werbegemeinschaft AEU bei und arbeitete lange im Werbeausschuss und im Vorstand mit. Es sollten 40 Jahre ehrenamtliches Engagement für das Esenser Gewerbe werden, davon bis zum Jahr 2018 22 Jahre als Vorsitzender. Zu den zahlreichen Ideen, die Volker Willms in dieser Zeit anstieß, war 1993 auch der Stadtlauf, der in den ersten Jahren den Freitags-Auftakt zum Junker-Balthasar-Stadtfest bildete.
Im Jahr 1991 entschloss sich Volker Willms zu einer weiteren Vergrößerung des Geschäftes und ließ das Bestandsgebäude um zehn Meter in Richtung Molkereistraße verlängern. Es entstanden zusätzliche Verkaufsflächen von zusammen 400 Quadratmetern und ein gläsernes Treppenhaus, das bis ins neue, im ostfriesischen Stil gehaltene Café-Restaurant führte. Dies befand sich jetzt im zweiten Obergeschoss und ermöglichte einen herrlichen Blick über die Esenser Altstadt.
Im ersten Obergeschoss bot das Team das „Paradies der Damen“ und den Herren-Ausstatter, im Erdgeschoss fanden die Kunden die Wäsche- und Badeabteilung, ein Kinderland, den Strumpfprofi, eine Aussteuer-Ecke und den Young-Fashion-Shop. Und im Untergeschoss drehte es sich in den Abteilungen alles um Schöner Wohnen und gesunden Schlaf.
Im Jahr 1992 heiratete Volker Willms die ebenfalls in Esens geborene und aufgewachsene Beate Kretschmer (Jahrgang 1965), die er schon einige Jahre zuvor kennengelernt hatte. Verantwortlich wurde sie sodann für den überwiegenden Teil des Wareneinkaufs und für die Finanzbuchhaltung.
Bald veränderte eine Verjüngungskur abermals das Erscheinungsbild und die Angebote des Textilhauses. Das Café-Restaurant im zweiten Obergeschoss wurde im Jahr 2008 geschlossen. Im Januar 2009 ließ Familie Willms das Erdgeschoss umbauen und neu gestalten. Dabei richtete man Shops ein, in denen Mode eines Herstellers segmentübergreifend angeboten wurde.
Im Dezember 2011 fanden die Heimtextilien im zweiten Obergeschoss ihren Platz. In dem so frei gewordenen Untergeschoss zog Anfang 2012 die neu konzipierte Young-Fashion-Abteilung „U-one“ ein, die mit bewusster Lichtgestaltung und altersgerechter Musik die jugendliche Generation anzog.
Auch bei der Werbung ging man neue Wege: Neben klassischer Anzeigenschaltung in Tageszeitungen und Zeitschriften richtete der Inhaber 2008 erstmals eine Internetpräsenz ein, seit 2012 macht das Textilhaus bei facebook auf sich aufmerksam. Das Firmen-Logo wurde im Jahr 2015 mit einer Welle im kleingeschriebenen Namen neu gestaltet – verbunden mit dem Slogan „Mode mit dem gewissen Meer“.
Das Textilhaus Willms blickt nun weiter in die Zukunft. Sohn Jann Willms, der 2017 seinen Abiturabschluss am NIGE erlangt hat, soll das Traditionshaus in vierter Generation übernehmen. Er studierte 2017 bis 2019 an der Textilfachschule Nagold und beendete die Zeit als Textilbetriebswirt (BTE). Im Anschluss bis Mai 2022 war Jann Willms in verschiedenen leitenden Funktionen bei der Firma Markenmode Vockeroth, einem großen Filialunternehmen im Raum Nordhessen, tätig. Im Juni 2022 stieg er in die Geschäftsführung mit ein.
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